Psychologie für den Beruf und Alltag
Stressmanagement + ZRM Markus Seitz, Derendingen/Solothurn
Foederation Schweizer
Psychologinnen und Psychologen
Markus Seitz lic. phil.
Fachpsychologe für
Psychotherapie FSP
Bahnhofstrasse 1
4552 Derendingen
T 032 682 50 59
markus.seitz@psychologie.ch
Beispiel 2: Frau B. Chefsekretärin und gute Seele
Frau B., 38, war rechte Hand des ehrgeizigen Geschäftsführers eines Holzverarbeitungsbetriebs mit ca. 60 Mitarbeitern. Wegen der Dynamik im Baugewerbe war ihr Chef chronisch überlastet und zudem leicht reizbar. Die Geschäftskonkurrenz war drückend, die Produktion sollte umgestellt und die Geschäftsstrategie neu ausgerichtet werden.
So gut es ging, versuchte Frau B. ihrem Chef so viel als möglich abzunehmen: So organisierte sie u.a. Messeveranstaltungen, machte sich Gedanken über Verkaufsförderung, rief zwischendurch die Kunden an. Sie wollte herauszufinden, womit man den Kundennutzen noch steigern könnte.
Mit der Zeit erkannte sie die Schwachpunkte der Firma und hatte auch Ideen, wie man die Mängel beheben könnte. Aber es war nicht leicht, zu wissen, wann und in welcher Form sie ihre Gedanken ihrem Chef zukommen lassen sollte. Denn erstens wollte sie ihren Chef nicht zusätzliche Aufgaben aufbürden und zweitens betrachtete er Verbesserungsvorschläge, die nicht von ihm stammten, als Kritik. Wichtige Anliegen anzubringen wurden so für Frau B. zu einer ständigen Gratwanderung.
Die Probleme in der oberen Etage wurden grösser, die Lösung dringender. Frau B. war die einzige, die realisierte, wie es um die Firma stand. Der nicht sehr kommunikative Chef hatte schon längst den Kontakt zu seinen Angestellten verloren. Aber statt im Gespräch mit den Mitarbeitern versuchte er den Betrieb über Kennziffern zu analysieren, genau so, wie er es in einer Weiterbildung gelernt hatte. Das war aufwändig. Frau B. machte mit. Sie gab ihr Bestes, aber die Zeit reichte nirgendwohin. Immer klarer spürte sie, dass Aufwand und Ertrag überhaupt nicht mehr zusammenpassten.
Den Missstand deutete sie gegenüber dem Chef leicht an. Von seinem Projekt war er aber überzeugter denn je. Irgendwie kam er zum Schluss, dass Frau B. früher mehr Verständnis für seine Situation gehabt hätte. Zudem meinte er, dass er gerade in der jetzigen Situation etwas mehr Loyalität von ihr erwarten würde. Frau B. entschuldigte sich und sicherte ihm ihre Loyalität auch für die Zukunft zu. Der Chef nahm die Entschuldigung an.
Die Sache schien erledigt, wenigstens für ihn. Lange noch quälten Frau B. die Gedanken an die Szene.
Eines Tages erhielt Frau B. von ihrem Chef ein Mail mit der Nachricht, dass sie Verstärkung erhalten werde. Während einer Weiterbildung habe er eine junge Frau kennen gelernt, die schon einige Betriebsanalysen miterlebt hätte. Diese junge Frau hätte bei ihm einen kompetenten Eindruck hinterlassen. Frau B. zuckte leicht zusammen, dachte aber auch, dass eine Entlastung vielleicht ganz gut wäre. So kam der Tag, als es zur ersten Besprechung mit dem Chef, der neuen Mitarbeiterin und Frau B. kam. Die neue Mitarbeiterin war aufgestellt, selbstbewusst und erzählte bei der Vorstellung von ihren Weiterbildungen bei etlichen Koryphäen und dass sie sich freue, hier einiges verwirklichen zu können. Indirekt lobte sie den Chef für seine Entschlossenheit, den Betrieb mit neuen Methoden auf Vordermann zu bringen. Er freute sich darüber. Frau B. errötete leicht, aber glücklicherweise bemerkte es niemand.
Frau B. half der neuen Mitarbeiterin bei der Einarbeitung und war immer sehr freundlich.
Aber sie wusste nicht genau, was mit ihr geschah. Sie fühlte sich etwas verunsichert,
dachte öfters über ihr Alter nach und sehnte sich schon am Montag aufs Wochenende.
Das kannte sie von sich nicht. Sie riss sich zusammen, verstärkte ihre Anstrengungen
und suchte nach Fehlern bei sich. Öfters schreckte sie nachts aus Träumen auf. Darin
bewältigte sie Berge von Akten, wimmelte unzufriedene Kunden ab und durchstand Mitarbeitergespräche,
wo sie von ihrem Chef und der neuen Kollegin beurteilt wurde. Frau B. spürte, wie
ihre Tatkraft von Woche zu Woche kleiner wurde. Gemeinsame Sitzungen mit dem Chef
und ihrer Kollegin wurden zur Qual. Stand eine solche bevor, meldete sie sich mehr
als einmal krankheitshalber ab. Sie ahnte, dass es so nicht weitergehen konnte. Der
Stress war nicht mehr auszuhalten. Von alleine würde sich nichts ändern. Sie selbst
musste etwas ändern und tat es -